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Nachruf auf Professor Kurt Jordan

Am 5. Januar 2021 verstarb der langjährige Leiter der Abteilung Nuklearmeßtechnik und Strahlenschutz Professor Kurt Jordan kurz vor seinem 91. Geburtstag. In den 25 Jahren seiner Tätigkeit an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) von 1970 bis 1995 hat Professor Jordan die physikalisch-technische Entwicklung in der Nuklearmedizin entscheidend geprägt.

Professor Jordan wurde 1930 in Hamburg geboren und studierte nach seiner Jugend- und Schulzeit in Coburg ab 1949 Technische Physik an der Technischen Hochschule München. Nach seinem Diplom am Institut von Prof. Maier-Leibnitz wechselte er zur Firma Friesecke und Höpfner in Erlangen, bei der er schnell die Leitung der Entwicklungsabteilung für Strahlungsmessgeräte und Messgeräte für die Nuklearmedizin übernahm.

Anfang 1970 wurde Professor Jordan an die MHH berufen, wo er mit der Abteilung Nuklearmeßtechnik und Strahlenschutz und in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Nuklearmedizin und spezielle Biophysik die Entwicklung in der Nuklearmedizin vorantrieb. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden die diagnostischen Möglichkeiten der Nuklearmedizin technisch verbessert und erweitert. Schon früh wurde die elektronische Datenverarbeitung zur Optimierung der Messergebnisse in die klinische Routine integriert und damit die diagnostische Aussagekraft der Nuklearmedizin verbessert. Hard- und Software wurde zur Steuerung von Messplätzen, zur Verbesserung der Bilddarstellung, zur Analyse der Daten und zur digitalen Dokumentation der Mess- und Untersuchungsergebnisse entwickelt, um dann in der Praxis eingesetzt zu werden.

Da die MHH eines der ersten Zentren war, in denen die Positronenemissionstomographie (PET) mit großer axialer Abdeckung klinisch eingesetzt wurde, wurde die PET-Technik schnell zu einem der Forschungsschwerpunkte von Professor Jordan. Dabei war die Entwicklung von schnellen PET-Detektoren einer der Schwerpunkte der Entwicklung. Professor Jordan demonstrierte unter anderem, dass eine Zeitauflösung von ca. 300 ps für die time-of-flight Auflösung mit PET-Detektoren möglich ist, was weltweit nur von zwei anderen Forschungszentren dupliziert werden konnte. Erst seit dem Jahr 2018 gibt es kommerzielle PET-Systeme, die es mit dieser Zeitauflösung aufnehmen können.

Eine enge Zusammenarbeit mit den PET-Geräteherstellern führte zu wesentlichen Verbesserungen in der Gerätetechnik, die dazu beigetragen haben, dass heutige PET-Systeme große axiale Volumina simultan mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung, hoher Empfindlichkeit und gutem Signal/Rausch-Verhältnis erfassen können.
Daneben ging es bei der Arbeit von Professor Jordan um die Verbesserung der Abbildungseigenschaften von nuklearmedizinischen Systemen. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit war u.a. die Entwicklung und Optimierung von Kollimatoren für die Gammakamera und für SPECT-Systeme. In Zusammenarbeit mit den Herstellern wurden z.B. Kollimatoren für hohe und höchste Gammaenergien entwickelt, die den Einsatz nicht nur von Standardnukliden sondern auch Positronenstrahlern mit ihren hohen Gammaenergien erlauben.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von Professor Jordan war die Bestimmung und Detektion von technischen Fehlerquellen bei der nuklearmedizinischen Diagnostik und die Normierung und Standardisierung der Messvorgänge und der Charakterisierung von nuklearmedizinischen Geräten. So wurden Messverfahren entwickelt, die nicht nur die Eigenschaften von Gammakameras, SPECT-Systemen und PET-Geräten zuverlässig beschreiben sondern auch entsprechende Korrekturalgorithmen erlauben, um die Abbildungsqualität zu verbessern und die Artefakte zu reduzieren. Dieses Wissen und seine Erfahrung brachte Professor Jordan mit in seine Arbeit im Normenausschuss Radiologie (NAR) des DIN und in die internationalen Normung (IEC). Neben der Entwicklung von speziellen Phantomen für die Qualitätskontrolle von PET und SPECT war Professor Jordan essentiell für die Entwicklung von Normen, mit denen die Abbildungseigenschaften von PET- und SPECT-System einheitlich und zuverlässig gemessen und charakterisiert werden können. Professor Jordan war über 40 Jahre Mitglied im NAR, davon 10 Jahre als Obmann. Im Jahre 2000 wurde ihm für seine Verdienste die Ehrenspange des NAR verliehen. Fast 30 Jahre war er in der Working Group Nuklearmedizin der IEC entscheidend bei der Entwicklung internationaler Normen für die Nuklearmedizin.

Dies wurde  ergänzt durch die Mitarbeit in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien, wie z.B. der International Commission on Radiation Units and Measurements (ICRU), im Apparateausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zur Erarbeitung der Nuklearmedizinischen Apparaterichtlinien und der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN), in der Professor Jordan u.a. den Vorsitz des Ausschusses für Gerätetechnik, der Arbeitsgemeinschaft Naturwissenschaft und Technik und des Ausschusses Qualitätssicherung innehatte.

Im Jahre 1991 war er Tagungspräsident bei der 22. wissenschaftliche Tagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik in Hannover.

Professor Jordans Forschungstätigkeit fand ihren Niederschlag in zahlreichen Beiträgen in renommierten Hand- und Lehrbüchern und in vielfältigen nationalen und internationalen Publikationen. Auf ihn gehen 7 Patente und 17 Gebrauchsmuster zurück.

Neben der Forschung war es Professor Jordan wichtig, den akademischen Nachwuchs zu fördern. Seine Schüler und Doktoranden sind bzw. waren zu einem Großteil weiterhin der Nuklearmedizin und der Nuklearmesstechnik in Forschung und Lehre verbunden bzw. in der Industrie tätig. Als Lehrer war Professor Jordan immer visionär und mit großem Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Schüler. Diese haben von seiner Unterstützung sehr profitiert.
Wir werden Professor Jordan vermissen, ihn in Ehren halten und in dankbarer Erinnerung bewahren.

Prof. Dr. Lilli Geworski, Hannover
Dr. Hartwig Newiger, Nürnberg
Dr. Bernd O. Knoop, Hannover