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Deutsche Gesellschaft für
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In Memoriam Prof. Dr. Hans-Karl Leetz

Im Alter von 91 Jahren ist Anfang Juli Prof. Dr. Hans-Karl Leetz verstorben. Er ist Gründungsmitglied der DGMP und Träger der Glockermedaille. Er war Vorsitzender der DGMP, Tagungspräsident und 19 Jahre im Vorstand der DGMP tätig und zudem Präsident der EFOMP und Honorary Member of the Council der EFOMP. Er ist Träger der Ehrenspange des Normenausschusses Radiologie im DIN. Die DGMP trauert um Hans-Karl Leetz, der mit seinem großartigen Engagement die Medizinische Physik in Deutschland stark prägte.

Hans-Karl Leetz wurde am 28. April 1931 in Bad Berka als Sohn von Karl und Elisabeth Leetz geboren. Ostern 1937 wurde er dort eingeschult  und legte 1949 in Weimar die Abiturprüfung ab. Aufgrund seiner Herkunft - der Vater Unternehmer - erhielt er in der DDR keine Erlaubnis zum Studium. Deshalb war er zunächst Hilfslaborant, später Chemie-Laborant-Umschüler. An der Freien Universität in Westberlin begann er dann 1951 das Studium der Physik, das er nach fünf Jahren mit dem akademischen Grad Diplom-Physiker abschloss. Unmittelbar nach dem Diplom trat Leetz als Physiker in das Therapeutische Strahleninstitut des Allgemeinen Krankenhauses Sankt Georg in Hamburg ein. Dort hatte er das große Glück, noch mit einem Nestor der deutschen Radiologie, Prof. Dr. Hermann Holthusen, zusammenzuarbeiten. So entstand bereits zu Beginn seiner Karriere eine bedeutende Arbeit: „Die genetische Belastung der Bevölkerung einer Großstadt (Hamburg) durch medizinische Strahlenanwendungen“, die von Holthusen, Leetz, und Leppin verfasst wurde. Diese Arbeit fand sogar Aufnahme in einen Bericht der United Nations. Sie war auch der Anlass, Hans-Karl Leetz zum Mitglied einer Expertenkommission des BGA zur Ermittlung der genetisch signifikanten Dosis der Bevölkerung der BRD durch medizinische Anwendung von Röntgenstrahlen  zu berufen.

Er wechselte 1962 nach Homburg/Saar an das von Prof. Muth geleitete Boris-Rajewski-Institut für Biophysik. Neben seiner sonstigen Tätigkeit  arbeitete er vor allem an seiner Promotion, so dass er im Jahre 1967 mit der Arbeit „Der Aufbau eines Proportionalzählrohr-Dosimeters für schnelle Neutronen und Beispiele für seine Anwendung bei  biophysikalischen Untersuchungen“ zum Dr.rer.nat. promovieren konnte.

Am Institut war Leetz für Dosimetrie und Strahlentherapie zuständig. Er entwickelte ein computergesteuertes Wasserphantom, für die damalige Zeit sensationell.

An dem 1968 installierten 42 MeV-Betatron führte er wissenschaftliche Untersuchungen durch. Diese bildeten die Grundlage für seine Habilitationsschrift „Experimentelle und theoretische biophysikalische Untersuchungen zur Ermittlung der Dosisverteilung ultraharter Photonenstrahlung in gewebeäquivalenten Medien unter Berücksichtigung strahlentherapeutischer Gesichtspunkte“. Nach einer kurzen Zeit als Privatdozent wurde er zum Universitätsprofessor berufen.

Herr Leetz gehört in Deutschland zu den Initiatoren von dynamischen Bestrahlungstechniken. Durch den Anbau einer mikroprozessorgesteuerten Elektronik am 42 MeV-Betatron wurde die Möglichkeit geschaffen, auch während einer Rotationsbestrahlung Dosisleistung und Elektronenenergie umzuschalten.

1985 erfolgte die Gründung des Instituts für Radiologische Physik an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlands. Ein  Höhepunkt in der Karriere von Leetz war die Ernennung zum Direktor dieses Instituts. Er baute das Institut auf und verhalf ihm zu hohem Ansehen, so dass es zu einer führenden Institution über die Grenzen  Deutschlands hinaus  wurde. An seinem Institut rief er ein Aufbaustudium für Medizinphysiker ins Leben.

Leetz gehörte zu den Gründungsmitgliedern der DGMP. Er war 19 Jahre im Vorstand, u.a. als Vorsitzender. Von den vielen Funktionen möchten wir nur einige Arbeitskreise und Arbeitsausschüsse erwähnen. Besonders hervorzuheben ist dabei der Arbeitsausschuss „Ermittlung der Dosis in der Leibesfrucht“, der unter seiner Federführung in Zusammenarbeit mit der DRG den Bericht „Pränatale Strahlenexposition aus medizinischer Indikation, Dosisermittlung, Folgerungen für Arzt und Schwangere“ erarbeitete. Den Arbeitsausschuss „Personalbedarf“, der ebenfalls gemeinsam mit der DRG arbeitete, hat er viele Jahre, auch nach seiner Emeritierung geleitet. Das gilt auch für die Fachanerkennungskommission. Als großer Erfolg bleibt die 20. Wissenschaftliche Tagung der DGMP im Jahre 1989 in Homburg, bei der er den Vorsitz innehatte, im Gedächtnis. Für seine Arbeit in der DGMP wurde er mit der Glocker-Medaille geehrt.

Seine Reputation fand auch in der Aufnahme in das Herausgebergremium der Zeitschrift Strahlentherapie und Onkologie ihren Niederschlag. 1991 wurde er zum Mitherausgeber dieser Zeitschrift ernannt.
Bei der Organisation des Internationalen Kongresses für Medizinische Physik 1982 in Hamburg hat sich Leetz als Generalsekretär große Verdienste erworben.

Für die Jahre von 1984 bis 1986 wurde er zum Secretary General der EFOMP gewählt. Von 1987 bis 1989 war er President der EFOMP und danach noch für drei Jahre Immediate Past President. Unter seiner Mitwirkung sind verschiedene Berichte und Memoranden erarbeitet worden, die wesentlich dazu beitragen, die Aufgaben der Medizinischen Physik und die Anforderungen an Medizinphysiker in Europa zu definieren und zu vereinheitlichen. Dadurch entstand auch eine Zusammenarbeit mit Organen der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. Erst durch das Wirken von Leetz innerhalb der EFOMP  ist in Deutschland das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Föderation entstanden. Er wurde zum Honorary Member of the Council der EFOMP ernannt.
In der  ICRU war er Mitglied in dem Report Committee 35, das den ICRU-Bericht „Radiation Dosimetry: Electron Beams with Energies between 1 and 50 MeV“ erarbeitete.

Er wirkte als Sachverständiger aktiv in der Arbeitsgruppe Qualitätssicherung des Ausschusses Medizin und Strahlenschutz der Strahlenschutzkommission mit. Lange war er Mitglied im Ausschuss dieser Kommission.
Aufgrund seiner Anregung und Initiative wurde im NAR 1981 der Arbeitsausschuss Strahlentherapie, der AA5, gegründet, den er viele Jahre leitete. In dieser Zeit ist eine Vielzahl von DIN-Normen für die Strahlentherapie entstanden. Besonders hervorzuheben ist, dass verschiedene im AA5 erarbeitete DIN-Normen in der International Electrotechnical Commission in IEC-Standards Eingang gefunden haben. Im DIN wurde Leetz mit der Ehrenspange des NAR gewürdigt.

Die über 120 Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und die nicht aufzuzählenden Vorträge auf Kongressen und Symposien legen ein deutliches Zeugnis seiner umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit ab.
Prof. Leetz hat in erheblichem Umfang Drittmittel eingeworben.

Die kollegiale Zusammenarbeit mit Medizinern war ihm immer ein sehr starkes Anliegen, für das er sich mit ganzer Kraft einsetzte. Voraussetzung dafür war und ist jedoch die Anerkennung der Medizinischen Physik als selbständiges wissenschaftliches Fach. Um diese Anerkennung warb er stets in den entsprechenden Gremien und bei den medizinischen Kollegen, d.h. auch bei den Radioonkologen. 

Die überdurchschnittliche Arbeitsleistung von Hans-Karl Leetz ist nur mit dem Verständnis und der Unterstützung durch seine Familie möglich gewesen. Seine Ehefrau Erika, mit der er seit 1960 verheiratet war, hat ihm bei seinen Aktivitäten stets zur Seite gestanden. Sohn und Tochter haben nach dem Studium technisch-naturwissenschaftliche Berufe ergriffen.    

Die Ausstrahlung von Hans-Karl Leetz war nicht nur in seinem sicheren und souveränen Auftreten begründet, sondern auch in der Ruhe und Solidität seiner Argumentation, seinem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und seiner Hilfsbereitschaft beim Lösen von Problemen jeglicher Art. Das hat auch dazu geführt, dass er nach langer Zusammenarbeit im Arbeitsausschuss Personalbedarf mit den Mitgliedern noch bis zuletzt freundschaftlich verbunden war.

Wir werden ihn stets in dankbarer Erinnerung behalten.

Jürgen Richter, Klaus Welker