Jahresrückblick 2020
DGMP goes digital and green
Auch für die DGMP stand das Jahr 2020 ganz im Zeichen von Corona. Die Jahrestagung wurde erstmalig als digitaler Kongress – die eDGMP – im September durchgeführt. Daneben hat sich die DGMP mit neuen Wegen in der Weiter- und Ausbildung beschäftigt und entwickelt zudem Ideen, wie die Fachgesellschaft nachhaltiger agieren kann.
eDGMP – die erste digitale Jahrestagung der DGMP
Die 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) wurde 125 Jahre nach Entdeckung der Röntgenstrahlung zum ersten Mal erfolgreich digital durchgeführt. Am 9. September 2020 ging der erste digitale Stream der Tagung übers Netz. Schon die Eröffnungsveranstaltung passte mit dem Festvortrag zur postmortalen Computertomografie von Lars Oesterhelweg vom Rechtsmedizinischen Institut der Charité zum Motto der Tagung „125 Jahre Röntgen“. Der Würdigung der Entdeckung Röntgens waren ebenso die beiden Plenarvorträge am Donnerstag gewidmet – Andreas Keller von der TU Ilmenau gab einen spannenden Einblick in historische Momente, physikalisch-technische Herausforderungen und kreative Lösungen in der Frühzeit der Anwendung der Röntgenstrahlen in der Medizin. Mit Marc Kachelrieß vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg wurde der Bogen zur Gegenwart gespannt – er stellte die aktuellen Entwicklungen in der Computertomografie dar. Breit diskutiert wurde ebenfalls die Umsetzung der Novellierung des Strahlenschutzrechts von Anfang 2019, nach welcher Medizinphysikerinnern und Medizinphysiker bei Anwendungen in der Computertomografie enger involviert sind. Insgesamt kann die DGMP auf eine gelungene Tagung mit knapp 650 registrierten Teilnehmenden zurückblicken.
Neuer Vorstand gewählt
2020 fand die DGMP-Mitgliederversammlung ausnahmsweise nicht im Rahmen der Jahrestagung statt, sondern in der Woche danach, ebenfalls virtuell. Unter anderem wurde ein neuer Vorstand der DGMP für 2021 bis 2022 gewählt. Mit dem 1. Januar 2021 hat Dimos Baltas als neuer Präsident die Leitung des Vorstands übernommen. Martin Fiebich wurde als neuer Vizepräsident (Incoming President) gewählt und Jens Heufelder wurde als Schatzmeister und Christoph Bert als Schriftführer im Amt bestätigt. In den Fachbereichen gibt es zwei neue Gesichter: Daniela Schmitt übernimmt die Leitung des Fachbereichs 1: Therapeutische Verfahren, und Josefin Hartmann die Leitung des Fachbereichs 2: Biomedizinische Bildgebung. Vorsitzender des Fachbereichs 3: Biomedizinische Messverfahren und Signalverarbeitung bleibt Ulrich Hoppe. Markus Buchgeister wird den Vorstand weiterhin als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und gleichzeitig in seiner Rolle als Vorsitzender der Fachanerkennungskommission erhalten bleiben. Der bisherige Präsident Mark Ladd wird die kommenden zwei Jahre die DGMP als Vizepräsident begleiten.
Erste Schritte zu einem klinischen Medizinphysiker-Gesetz eingeleitet
Im vergangenen Jahr hat sich die DGMP schwerpunktmäßig zwei neuen Initiativen gewidmet. Die erste ist ein Versuch, ein klinisches Medizinphysiker-Gesetz auf Bundesebene einzubringen. Im Moment kommen dort Medizinphysikerinnen und Medizinphysiker nur im Rahmen der Strahlenschutzgesetzgebung in ihrer Rolle als Medizinphysik-Expertinnen und -Experten (MPE vor. Ziel des neuen Gesetzes soll es sein, die Sicherheit von Patientinnen und Patienten zu verbessern und die Qualität der Krankenversorgung zu optimieren, indem vorbehaltene Tätigkeitsfelder, einheitliche Ausbildungsstandards sowie Fort- und Weiterbildungsverpflichtungen definiert werden. Hierdurch soll auch die europäische Harmonisierung gefördert werden. Das neue Gesetz soll alle Medizinphysikerinnen und Medizinphysiker in der Krankenversorgung betreffen (Audiologie, Ultraschall, MRT, optische Verfahren etc.), also nicht nur diejenigen, die im Bereich ionisierender Strahlung arbeiten. Ob diese Initiative von der Bundesregierung aufgegriffen wird, bleibt abzuwarten.
DGMP goes Green
Die zweite Initiative „DGMP goes green“ betrifft einen ersten Schritt zur Aufstellung der DGMP für aktuelle und zukünftige Herausforderungen. Hierbei sollen Schritte eingeleitet und Ziele verfolgt werden, die die ökologische Nachhaltigkeit der Gesellschaft verbessern. Offensichtliche Beispiele für mögliche Maßnahmen sind die Einschränkung der Reisetätigkeiten oder die Vermeidung von gedruckten Flyern und Zeitschriften, um Belastungen für die Umwelt zu verringern. Weiterhin sollen für die Jahrestagung Wege gefunden werden, diese nachhaltiger durchzuführen. Mit der Industrie soll besprochen werden, wie Produkte und Geräte in der Medizinphysik nach ökologischen Kriterien gestaltet werden können.
Neue Fachkunderichtlinie für MPE
Die Erarbeitung der Fachkunderichtlinie für MPE im Rahmen der neuen Strahlenschutzgesetzgebung schreitet weiter voran. Die DGMP hat gemeinsam mit der AG Physik und Technik der DRG und mit der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) Vorschläge zur neuen Richtlinie zum Erwerb der Fachkunde beim Bundesumweltministerium eingebracht. Die neue Richtlinie wird voraussichtlich ein Curriculum und einen Kompetenzkatalog beinhalten, um eine strukturierte Ausbildung zu definieren. Die strukturierte Ausbildung soll eine Verkürzung der Sachkundezeit kompensieren und dadurch eine beschleunigte Ausbildung bei gleichbleibender Qualität ermöglichen.
Neue Wege in der Weiterbildung
Die Fachanerkennungskommission der DGMP ist derzeit dabei, die Weiterbildungsangebote in der Medizinphysik weiter zu entwickeln. Das betrifft zum einem die Einführung von Teilzertifikaten zu Spezialkenntnissen in Medizinischer Physik als weitere Option zur umfassenden Fachanerkennung der DGMP. Zum anderen ist eine Erweiterung des Stoffkatalogs der Fachanerkennung um das Themengebiet „Klinische Medizininformatik“ in Arbeit. Die zunehmende Bedeutung von digitaler Datenverarbeitung, aber auch neuer Techniken der künstlichen Intelligenz und Big-Data-Analysen betreffen auch Medizinphysikerinnen und Medizinphysiker. Daher ist es konsequent, dies als Spezialisierungsgebiet für die Fachanerkennung der DGMP einzuführen.