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Fortbildung der Regionalsektion Franken in Bamberg: Automatisierung und integrierte Lösungen in der Strahlentherapie für Planung und Qualitätssicherung

Am 21.07.2017 fand in Bamberg eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Automatisierung und integrierte Lösungen in der Strahlentherapie für Planung und Qualitätssicherung“ statt. Der Einladung nach Bamberg waren insgesamt 36 Teilnehmer gefolgt, die nicht nur aus Franken sondern aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren. Der erste Teil der Veranstaltung widmete sich dem Thema automatisierte Planung und automatisierte und integrierte Lösungen für die planbezogene Qualitätssicherung bei IMRT- und VMAT-Plänen. Schon nach dem ersten Vortrag von Stefan Speer aus Erlangen, der automatisierte Planungslösungen mit Hilfe von Scripting und mit dem Software-Produkt „Autoplanning“ der Firma Philips vorstellte, gab es intensive Diskussionen.

Die Hauptdiskussionspunkte waren dabei der zukünftige Personalbedarf an Medizinphysikexperten (MPE) und die Ausbildung von zukünftigen MPE. Da wird unter anderem spekuliert ob MPEs in Zukunft durch billigeres Assistenzpersonal ersetzt werden wird, die Bestrahlungspläne durch einfachen Knopfdruck generieren. Auch die Ausbildung zukünftiger MPEs wurde diskutiert, da diese die klassische 3D-Planung eventuell gar nicht mehr erlernen werden. Anschließend wurden von Thomas Koch (Bamberg) und Karsten Salomon (Firma Qualiformed) Produkte für die planbezogene Qualitätssicherung vorgestellt (Mobius 3D, Mobius Fx und LINACWatch), bei denen man durch Kontrollrechnung der IMRT-/VMAT-Pläne beziehungsweise durch mitloggen während der Bestrahlung die Pläne überprüfen kann und damit auf die planbezogene Überprüfung mittels Phantom-Messung verzichten kann. Die Überprüfung der Pläne erfolgt automatisch im Hintergrund, so dass man sich nur noch die fertigen Ergebnisse abholen muss. Thomas Koch betonte dabei auch die Notwendigkeit, warum die Automatisierung der planbezogene Qualitätssicherung ein notwendiger Schritt in Bamberg war: Die Zahl der Pläne ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Das ist zum einen bedingt durch die veränderte Altersstruktur in der Bevölkerung, die zu mehr Krebspatienten führt, und zum anderen auch durch die Tatsache, dass die Zahl der Pläne pro Patient und damit die Zahl der Pläne insgesamt noch deutlicher steigt. Das wiederum ist bedingt durch zunehmendes adaptives Planen. Die bildgeführte Strahlentherapie mit „Cone Beam CT“ macht es möglich, dass man anatomische Veränderung während der Strahlentherapie sehr viel früher erkennt und somit sehr viel früher und öfter adaptierte Neuplanungen veranlasst.  

Man darf allerdings nicht unerwähnt lassen,  dass man durch die vorgestellten Lösungen für die planbezogene Qualitätssicherung Veränderungen an der Kalibrierung der Bestrahlungsgeräte nicht erfassen kann, d.h. auch auf Messungen nicht verzichtet werden kann. Dazu ist nämlich parallel ein ausreichendes Programm zur maschinenbezogenen Qualitätssicherung notwendig. Deshalb wird vielerorts noch eine flächendeckende Messung von IMRT- und VMAT-Plänen bevorzugt,  wie Mathias Dierl (Bayreuth)  in seinem Beitrag betonte. Er stellte ein neues Produkt  der Firma IBA, den Transmissionsdetektor Dolphin vor. Der Transmissionsdetektor Dolphin ist durch seine einfache Montage am Bestrahlungskopf und durch seine gut integrierte Software gut geeignet den Zeitaufwand für die Planverifikation in Form von Messungen vor der Erstbestrahlung  deutlich zu reduzieren. Im Prinzip kann die Messung mit Dolphin auch mit Patienten auf dem Bestrahlungstisch durchgeführt werden, womit man eine noch deutlichere Zeitersparnis erreichen würde. Allerdings ist Dolphin aktuell noch nicht für den Patientenbetrieb zugelassen.   

Der zweite Teil der Veranstaltung beschäftigte sich mit Software-Lösungen für eine automatisierte  maschinenbezogenen Qualitätssicherung. Der einzige Anwenderbeitrag dazu kam von Linda-Jaqueline Wack aus Würzburg, die den dortigen Einsatz des Produktes QUALIFormD der gleichnamigen Firma vorstellte. Alle anderen Produkte wurden ausschließlich von Firmenvertretern vorgestellt, als da wären Mobius DoseLab Pro (Firma Mobius/Medinex ), Aqua (Firma Elekta) und MyQA (Firma IBA). Offensichtlich sind diese Produkte noch nicht weit verbreitet beziehungsweise befinden sie sich noch in der Entwicklungs- und Erprobungsphase. Da muss man die weitere Entwicklung abwarten.  Den Abschluss bildete Holger Wirtz mit seinem  Beitrag „Sinnvolle Vernetzung komplexer Prozess-, Risiko- und Gesundheits-Management-Systeme in der Strahlentherapie“, was sich mit der Workflow Suite der Firma Opasca realisieren lässt. In diesem Zusammenhang erfolgte auch ein Hinweis auf die Umsetzung der Euratom-Richtlinie 2013/59 und das neue Strahlenschutzgesetz, die beide die Einführung eines Fehler-Management-Systems verlangen. Dazu kam nochmal eine kurze Diskussion auf. Es war strittig ob man die Vorgaben der Euratom-Richtlinie 2013/59 diesbezüglich jetzt schon umsetzen muss, obwohl die speziellen Verordnungen dazu zum neuen Strahlenschutzgesetz noch gar nicht existieren. Letztendlich wurde festgestellt, dass das Fehlermanagement eigentlich jetzt schon bei den Audits der Ärztlichen Stellen abgefragt wird und die meisten Abteilungen das noch in analoger Form mit Formularen in Papierform erledigen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildet eine Nachsitzung in einem Bamberger Biergarten bei selbstgebrauten Bier und kulinarischen Spezialitäten aus Franken, bei dem sich ungefähr noch die Hälfte der Teilnehmer/-innen einfand.   

Schlusswort:

Die etablierten MPEs sollten die Herausforderungen der Automatisierung selbstbewusst annehmen. Die Zahl der Patienten wird zunehmen, die Arbeitsabläufe werden sich weiter verdichten und die Experten in der Medizinphysik sind jetzt nicht unbedingt zahlreich auf dem Personalmarkt vertreten. Insofern ist die Automatisierung von Arbeitsabläufen ein notwendiger Schritt. Auch wenn Vergleiche oft nicht immer passend sind, aber der Autopilot in der Luftfahrt muss dafür oft herhalten. Trotz dieser Automatisierung in der Luftfahrt sitzen aber nach wie vor zwei gut ausgebildete Piloten im Cockpit und um das manuelle Fliegen nicht zu verlernen werden bestimmte Situation auch immer wieder regelmäßig trainiert. Die Ausbildung der zukünftigen MPEs ist sicher ein Thema, dass man in diesem Zusammenhang diskutieren muss.  Da sollten feste Ausbildungsinhalte definiert werden, zum Beispiel in Form von zahlenmäßig fest vorgeschriebenen herkömmlichen 3D-Planungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen.  

Thomas Koch, Bamberg