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Treffen der Medizinphysik-Experten im AKH in Celle (Regionalsektion Nord)

Am Freitag, den 17.11.2017 trafen sich ca. 65 Medizinphysiker im AKH in Celle zur Herbsttagung der Regionalsektion „Nord“ der DGMP (Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik). Mit den Worten „Liebe Freunde und Kollegen“ wurde das Treffen eröffnet und auch gleich charakterisiert: das durchaus anspruchsvolle wissenschaftliche Programm, dient als Stützgerüst für ein Treffen zum kollegialen Austausch. Das Programm wurde eröffnet mit einem einstündigen Vortrag von Dr. Schermer, einem Ministerialbeamten aus dem niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie & Klimaschutz, der sich den super aktuellen Änderungen in der Strahlenschutzgesetzgebung widmet. Die meisten der anwesenden Physiker arbeiten in Abteilungen für Strahlentherapie in Krankenhäusern in Norddeutschland und sind unmittelbar von den Änderungen betroffen, was sofort zu angeregten Diskussionen über die Umsetzung mit dem Vortragenden und untereinander führte. Die Änderungen der Röntgen- und Strahlenschutzverordnung betreffen aber neben den Mitarbeitern in Diagnostik und Therapie auch die Patienten direkt. Schließlich ist die Strahlenschutzgesetzgebung nicht zum Schutz besonderer Strahlenarten, sondern zum Schutz von Patienten, Mitarbeitern und der Bevölkerung gedacht. Die Medizinphysiker spielen eine wichtige Rolle bei der Anwendung von Röntgenstrahlung am Menschen in Krankenhäusern und Arztpraxen. Das neue Gesetz erweitert in Zukunft die Bedeutung und die Einsatzfelder der Physiker.

Besonders interessiert waren die Teilnehmer an der anschließenden Führung durch die Abteilung Strahlentherapie des Allgemeinen Krankenhauses: Celle verfügt über zwei hochmoderne Linearbeschleuniger, einen Computertomographen, eine Brachytherapieanlage und die notwenige Informatik-Infrastruktur mit Rechnern und Servern für die Bestrahlungsplanung, Datenverwaltung, Abrechnung, Arztbriefschreibung (mit Spracherkennung), Terminverwaltung und alles, was so dazu gehört. Die Abteilung ist damit in der Lage auch modernste Bestrahlungstechniken wie „IMRT“ (Intensitätsmodulierte Strahlentherapie), „mArc“ (eine besondere Form der IMRT in einer schnellen Rotationstechnik) neben den konventionellen „3-D-Techniken“ zum Wohl der Patienten einzusetzen.

Die Strahlentherapie erfuhr in den letzten Jahren eine Entwicklung wie kaum eine andere medizinische Disziplin. Durch den Einsatz moderner Bestrahlungsgeräte (Linearbeschleuniger) wurde die Voraussetzung geschaffen, auch in der Tiefe des Körpers gelegene Tumoren zu bestrahlen. Dabei können Nachbarorgane und auch die Hautoberfläche weitgehend geschont werden. Unabdingbar hierfür waren die Fortschritte im Bereich der bildgebenden Verfahren mit der Computertomografie (CT) und Kernspintomografie (MRT), die eine exakte Darstellung von Tumor und Organsystemen ermöglichen. Daraus entwickelte sich die dreidimensionale computergestützte Bestrahlungsplanung, die eine hohe Zielgenauigkeit erlaubt und eine weitgehende Schonung von gesundem Körpergewebe ermöglicht. So konnte die erwünschte tumorzerstörende Wirkung der Strahlentherapie entscheidend verbessert und die unerwünschten Nebenwirkungen drastisch reduziert werden.

Die weiteren Vorträge beschäftigten sich z.B. mit Software zum Auswerten von Dosisaufzeichnungen der Diagnostik-Abteilungen von Krankenhäusern: Dabei geht es um Auswertungen von riesigen Datenbanken in Krankenhäusern. Fragestellungen, z.B. wie viel Dosis wird an welchem Arbeitsplatz für eine spezielle Untersuchung verwendet, können beantwortet und für die Ableitung von Maßnahmen genutzt werden: Welcher Röntgenplatz verbraucht mehr Dosis und was kann verbessert werden? „Big Data“ in der Medizin bietet hier zahlreiche neue Lösungsansätze. Bei Untersuchungen sammeln die medizinischen Einrichtungen schließlich zahlreiche Daten. Analysiert man diese, können Diagnosen gestellt werden oder die Wissenschaft unterstützt werden. Big Data hat allgemein die Aufgabe, Muster in Daten zu entdecken, die bisher noch nicht aufgefallen sind. Vor allem im medizinischen Bereich steckt hier ein enormes Potenzial, da durch diese Möglichkeiten Patienten eventuell besser therapiert werden können. In Zukunft wird das ein immer wichtigeres Feld: Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen, Daten von CRT und MRT sowie viele andere Informationen auszuwerten und in Bezug zueinander zu setzten. 

Bis nach 18:30 Uhr folgten in einem 20-Minuten-Raster Vorträge von Firmen und aus dem Teilnehmerkreis zu Themen wie z.B. „Weiterentwicklungen der Bestrahlungsplanung für die Strahlentherapie“, „exakte lasergestützte Patienten-Positionierung“ oder „PSMA-PET/CT in der Strahlentherapie“. Insgesamt magische sieben verschiedene Themen mit denen sich die 60 Teilnehmer aus einem Bereich von Hameln, Oldenburg, Wilhelmshaven, Hamburg, Lübeck, Rostock, Gera, Göttingen und Celle beschäftigten. Und das sind nicht nur Männer! Über ein Drittel der Teilnehmer sind Frauen – und der Blick auf den Medizinphysikexperten-Nachwuchs zeigt, dass der Frauenanteil wächst. Hier funktioniert das Ansinnen, mehr Frauen in MINT-Berufe (MINT =Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu bekommen. Schließlich ist die Medizinphysik an der Schnittstelle zwischen Physik und Technik auf der einen und der Medizin auf der anderen Seite und verbindet viele interessante Aspekte beider Felder. Wer Interesse hat oder einfach neugierig ist, sei auf den Internet-Auftritt der DGMP hingewiesen oder herzlich eingeladen einfach über e-mail oder Telefon mit der Strahlentherapie im AKH Kontakt aufzunehmen.

Zur anschließenden Nachbesprechung bei einem gemeinsamen Abendessen blieben viele Teilnehmer, auch wenn es dafür keine zusätzlichen Fort- und Weiterbildungspunkte gab. Hier ging es neben den inhaltlichen Diskussionen zu den Vorträgen um den fachlichen Austausch untereinander. Man hilft sich mit Tipps und Tricks, bespricht technische Vorgehensweisen (Wie macht Ihr denn den vorgeschriebenen Tages-Check am Beschleuniger?) und fachsimpelt bis spät in die Nacht mit seinesgleichen. Natürlich kommt auch der Austausch von Anekdoten über Kollegen (sehr beliebt), Chefs (Vorsicht!) und Verwaltungen und Aufsichtsbehörden (weites Feld) nicht zu kurz, bis sich um Mitternacht alle nach Hause aufmachten. Ein gelungenes interessantes Treffen mit dem Ausblick auf die nächste Runde, dann im April in Oldenburg. Ein Teil des Konzeptes ist nämlich, sich in den Abteilungen gegenseitig zu besuchen und Umsetzungen und Lösungen im jeweiligen Umfeld kennen zu lernen. Dann kann man vergleichen und sich ergebende Anregungen diskutieren. Nach Hause in die jeweiligen Abteilungen kommen dann neue Impulse zum Nachahmen und zum Weiterentwickeln der eigenen Techniken und Abläufe.

Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik e.V. (DGMP) widmet sich als gemeinnütziger Verein der Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet "Medizinische Physik" einschließlich der medizinischen Technik und sieht sich hierbei insbesondere als Kristallisationspunkt, um die Erforschung, Entwicklung und Anwendung physikalischer und technischer Methoden in der Medizin und verwandten Gebieten zu initiieren und zu gestalten. Weitere Aufgaben der Gesellschaft, die inzwischen auf über 1.500 Mitglieder aus Forschung, Entwicklung, Anwendung und klinischer Praxis angewachsen ist, sind der Erfahrungsaustausch der Mitglieder untereinander, die Präsentation und Diskussion wissenschaftlicher Ergebnisse und die Weiterbildung der in der Medizin tätigen Physiker.

Strahlentherapie erhöht die Heilungschance bei operierten Tumoren (Beispiele: Brustkrebs, Enddarmkrebs, Lungen-krebs). Sie kann bösartige Erkrankungen durch alleinige Bestrahlung - oder auch in Kombination mit Chemotherapie - heilen oder über einen langen Zeitraum aufhalten. (Beispiele: Stimmbandkrebs, Hautkrebs, Prostatakrebs). Bei manchen Tumoren kann eine vorgeschaltete („präoperative“) Strahlentherapie eine schonendere, organerhaltende Operation ermöglichen, oder die Erkrankung überhaupt erst operabel machen (Beispiele: Enddarmkrebs, Weichgewebstumore). Sie kann tumorbedingte Beschwerden lindern (Beispiel: Knochenmetastasen).

Auch gutartigen Erkrankungen kann Strahlentherapie erfolgreich behandeln: Gelenkverschleiß (Arthrose), Rheuma (rheumatoide Arthritis), Schmerzhafte Schultersteife, Ellenbogenreizung („Tennisellenbogen“), Schleimbeutelentzündung (Bursitis), Strang- und Knotenbildung der Handfläche (Morbus Dupuytren), Hüfte, Weichteilverkalkungen (heterotrope oder periartikuläre Ossifikation), Fersensporn (Calcaneodynie, Plantarfasziitis), Entzündliche Erkrankung der Achillessehne (Achillodynie), Strang- und Knotenbildung der Fußfläche (Morbus Ledderhose).

Karl-Joachim Dörner
Für die Regionalsektion Nord